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Burgtheaterdirektor Kušej und ORF-Kulturchef Traxl zu Gast im Club Carinthia

Keine Rede von Publikumsschwund, sondern vielmehr „Full House“ gab’s im Club Carinthia am 23. November beim „Kamingespräch“ zwischen den beiden prominenten Kärntner Kulturexperten Martin Kušej und Martin Traxl. In sehr entspannter Atmosphäre entlockte Profi-Interviewer Traxl seinem langjährigen Freund und „Direktor“ Kušej private Einblicke in die Befindlichkeiten eines der wichtigsten Kulturmanager des deutschen Sprachraumes inclusive Sehnsüchte für ein Leben nach der Burg. 
Dabei zeigte sich Kušej als sensibler, tief überzeugter Humanist und Demokrat, der sich um die Stabilität der westlichen Demokratie sorgte, da die zivilisatorische Decke unserer Gesellschaft, wie Corona gezeigt habe, nicht allzu dick sei. Traxls Frage nach dem grassierenden Publikumsschwund wollte Kušej, laut Eigendefinition begeisterter Burgtheaterdirektor, gar nicht so pessimistisch sehen, sondern differenziert: Klassiker würden nach wie vor Auslastung um 80% garantieren, doch neue, avantgardistische Stücke, die auch im Pflichtenheft des Burgtheaters stünden, würden die derzeitige Krise widerspiegeln. 
Grundsätzlich sei der Kulturbetrieb und der Theaterbetrieb im Speziellen noch volatiler geworden, meinte Kušej, die traditionellen Abostrukturen würden vom jüngeren Publikum kaum mehr angenommen, da dieses zunehmend spontan entscheiden wolle. Traxl und Kušej kritisierten einstimmig die von Social Media angefeuerte überbordende Cancel Culture, die unreflektierten Diversitätserwartungen an Regisseure, aber auch die militanten Genderwächter. Ob und wann Kulturschaffende wieder in einer weniger toxischen Atmosphäre arbeiten würden, konnte weder Traxl noch Kušej beantworten. Ein Leben nach dem Theater könne auch mit lustvollem Kochen erfüllt werden, meinte Kušej, der sich als homo mitteleuropaiicus outete, mit Wohnsitzen in Wien, Maria Saal, und Triest. Für ORF-Kulturchef Traxl wäre dies ausgefüllt mit dem Schreiben von Drehbüchern und kleineren Abenteuern als Regisseur. Das CC-Publikum war von dem intellektuellen Diskurs sehr angetan und belagerte die beiden Kärntner Kulturkapazunder noch lange bei OBERBANK-Buffet u. Getränken.