35 Jahre Chor des Club Carinthia / Goldenes Chorleiterjubiläum von Ilse Storfer-Schmied
(Karl Schwarz)
Am 10. November 1990 wurde die Singgruppe des Club Carinthia gegründet – zunächst beheimatet am Luegerplatz im Büro der Plus-Werbe-Agentur von Walter Posch. Die Chorleitung übernahm Ilse Storfer-Schmied, die schon an Kärntner Schulen über ein Dutzend Jahre unterrichtet, als Referentin an den Chorleiterkursen des Kärntner Bildungswerkes mitgewirkt und mit unterschiedlichen Chören Erfahrung gesammelt hatte. Deshalb war es für sie ein Leichtes, eine bunt zusammengewürfelte sangesfreudige, freilich mitunter undisziplinierte Gruppe zum gemeinsamen Chorgesang zu motivieren. Zwei Voraussetzungen waren freilich zu erfüllen: Sie gibt den Ton an, bestimmt den Rhythmus und die Geschwindigkeit und setzt die Pausen. Beim Singen darf nicht geschwätzt und das präsentierte musikalische Ergebnis auch nicht als langweilig empfunden werden. Singen bedeutet für sie das gesangliche „Gestalten“ eines Textes und das setzt Kennen und Können voraus, verlangt Zuhören, Konzentration und musische Empathie. Der Chor dankt ihr für ihre 35jährige Tätigkeit, für ihre regelmäßige Anreise nach Wien – verbunden mit lästiger Parkplatzsuche, für ihre nie versiegende Geduld mit den Choristinnen und Choristen, die sich bisweilen als musikalische Analphabeten aufführen und deshalb mit gebotener Strenge zur Ordnung gerufen werden müssen. Der Chor verdankt ihr aber vor allem Freude am Singen und das Wissen, dass dieses gemeinsame Singen alle Sinne anregt und für Zufriedenheit und seelisch-mentale Ausgeglichenheit sorgt. Die von der Kärntner Landesregierung als Botschafterin der Kärntner Volkskultur ausgezeichnete Professorin Ilse Storfer-Schmied versteht es auch, den Chor landes- und volkskundlich, aber auch topographisch und in sprachlich-dialektmäßiger Hinsicht zu schulen. Dafür gebührt ihr unser großer Dank, den der Chor ihr mit dem Jubiläumskonzert überreichte. Für den Club Carinthia sprach dessen Präsident Leo Stollwitzer und drückte mit herzlichen Dankesworten die enge Verbundenheit von Club und Chor aus.
Nun aber zum Konzert: Es stand – und das wurde gleich zu Beginn ausgesprochen – unter dem Schock der Ereignisse an der Grazer Schule („Möchtn vül Zarchalan rinnan, hinter dahåbast se kam“), es wurde aber bewusst nicht abgesagt, weil sich der Chor dafür aussprach, dem grässlichen Verbrechen am Vortag mit etwas Positivem entgegen zu treten, mit einer Botschaft der Heimatliebe („Wir finden trotzdem: Du bist schön!“, wie es im Lied „An Kärnten“ von Ilse Storfer heißt). Das Motto „Mit Liab und Freid ins Lånd eine schaun“ wurde geradezu als befreiendes Bekenntnis zur Schönheit des Chorgesangs empfunden und geeignet, um einen unverkrampften Blick in die Zukunft zu richten. Das Programm bot ein Potpourri von insgesamt 22 Liedern, unterbrochen durch moderierende Zwischenreden von Karl Schwarz, die der Erläuterung dieser Lieder und deren Einordnung in die Kärntner Topographie dienen sollten: Granitztal, Wiederschwing, Löllingergråbn, Maria Saal, Theissenegg, Wolayasee, Rosental, Rož, Podjuna, Zila, Mölltal, Wörthersee, Faakersee. Hinzukamen Lieder über die verrinnende Zeit, über „mein Daham“, „um … die Fremd“, über den klagenden Vogel „beim Finstawern“, über den singenden Bäckermeister Enoch Storfer aus St. Gertraud im Lavanttal oder über andere unbenannte Seen. Sie veranlassten den Moderator, den See im Kärntnerlied als Metapher für die (gelingende, vorenthaltene oder verletzte) Liebe zu verstehen. Im Zusammenhang mit den Rosentalliedern wurde auf die Klanginstallation von Wolfgang Puschnig im Klagenfurter Bischofshof hingewiesen, der das slowenische Lied „Nmav čez jezero“ (A bissl übern See) mit dem Lied „Is schon still uman See“ von Gerhard Glawischnig und Günter Mittergradnegger zu einem „Einklang - sozvočje“ konstruiert und so den Zusammenklang der beiden Kulturen dokumentiert.
Einen besonderen Dank verdienen die Solisten des Abends (in der Reihenfolge ihres Auftretens): Sonja Dittrich, Diethard Kurz, Martin Hofer, Willi Hadatsch, Lisa Petrik, Alexandra Skopec – und für die Organisation: Hildegard Pachatz.
35 Jahr Chor des Club Carinthia
Goldenes Chorleiterjubiläum von Ilse Storfer-Schmied
Univ.Prof. Dr. Karl Schwarz führt souverän durch den Abend
